Die Waffenproduzenten der Industrieländer wurden die Hauptbegünstigten des Ukraine-Krieges. Das Ausmaß der bekanntgegebenen Militärhilfe von den USA, der EU und ihren engsten Verbündeten in anderen Regionen der Welt wird schon jetzt auf 3 Milliarden Euro geschätzt. Es ist schwierig, das genaue Ausmaß der Hilfe zu nennen: Die Lieferungen macht jeder, der Lust hat, bekannt, die gleichen Zahlen umfassen das, was tatsächlich geliefert wurde oder wird, sowie das, was eine Ankündigung möglicher Lieferung ist, sowie auch halt propagandistische Erklärungen, die mit dem Ziel gemacht werden, die Einheit Westens vor Russland zu zeigen. Jedenfalls sind die Folgen beträchtlich: Schon nur Deutschland gab die Gründung einer Spezialstiftung von 100 Milliarden Euro bekannt, von der die Neuausrüstung und Ausbau der Wehrmacht bezahlt werden. SIPRI zufolge überschritten 2021 weltweite Militärausgaben zum ersten Mal das Niveau von zwei Milliarden Euro, und dies trotz der schweren Lage in der Weltwirtschaft nach der Pandemie. Und es ist klar, dass Militärausgaben weiter nur zunehmen werden.
Doch man sollte die Folgen der Ukraine-Krise auch nicht überschätzen. Von einem Zurück zu den Zeiten des Kalten Krieges – was die Rüstungsausgaben betrifft – muss man noch nicht sprechen. Die aktuellen Folgen der Krise sind gemischt, was eher das besagt, dass die Branche im Allgemeinen in einer unsicheren Lage ist. Noch mehr heißt es, dass mittelfristig die Ukraine-Krise den Waffenmarkt insgesamt destabilisiert.
Alten Kram loswerden
Zum Haupttrend wurde der Wunsch der Akteure, die angesammelten überholten Waffeneinheiten loszuwerden, vor allem von der sowjetischen Produktion. Aus diesem Grund hört man oft von den Schemen, dass die bekanntgegebenen Waffenlieferungen in der Tat an die osteuropäischen Verbündeten gehen, und die versenden in die Ukraine als Entgelt Sowjetwaffen von ihren Waffenlagern. Vor kurzem wurde zum Beispiel bekannt, dass Slowenien der Ukraine Panzer T-72 im Tausch gegen deutsche Panzerfahrzeuge übergibt. Oder auch die bekanntgegebenen amerikanischen Finanzhilfen werden für den Abkauf der sowjetischen Maschinen ausgegeben.
Das gleiche betrifft auch viele Arten der eigentlich westlichen Waffen. Die Lieferungen von verschiedenen Arten der Panzerabwehrraketensysteme und tragbaren Fla-Raketen haben so an Ausmaß gewonnen, dass ihre Fortsetzung unmöglich wurde – ohne Risiko, selbst ohne Waffen zu bleiben. Eine schnelle Wiederaufnahme der Produktion von solchen Waffen ist aber entweder fast unmöglich, oder wirtschaftlich riskant. So sprach man Reuters zufolge auf dem Mitte April stattgefundenen Treffen der Vertreter des Pentagons und des amerikanischen MIKs Befürchtungen angesichts der Produktionsaufbau aus, und zwar, dass wenn die Lage in der Ukraine sich verändert, bleibt man mit unnötigen Waffen sitzen. Früher erklärte CEO von Raytheon Technologies Gregory Hayes, dass das Unternehmen auf Mangel an Bestandteilen stieß, die teilweise auf dem Markt fehlen, die für Produktion der tragbaren Flo-Raketensysteme Stinger, die der Ukraine geliefert werden, benötigt sind. Und man schlug vor, einige Elemente zu ersetzen, darunter die, die im Zielkopf benutzt werden.
Ein schneller Wiederaufbau der Produktionsketten für massenhafte Produktion vieler Waffenarten ist problematisch, und für nicht massenhafte – teuer. Bislang zeugt die Reaktion des westlichen MIKs davon, dass man da bereit ist, zu der sich ergebenen Möglichkeit zu greifen und ein neues Schema der eingeschränkten Produktion und FTE für zukünftige Neuausrüstungsprogramme zu starten. Doch im Großen und Ganzen sieht man da noch nicht so ein Niveau der gesellschaftlich-politischen Mobilisierung, das für wesentliche Investitionen in die Produktion genügend wäre. Im Allgemeinen stimmt das mit der relativ enthaltsamen Rhetorik vor allem amerikanischer Militärexperte überein, die auf Fehlerhaftigkeit des militärpolitischen Kurses der USA Russland gegenüber hinweisen. Es ist klar, dass man versuchen wird, die gesellschaftlichen Stimmungen bis zum Niveau zu schüren, das nicht nur einen Auftragsanstieg, sondern auch die eigentliche Modernisierung des MIKs gewährleistet, doch der Ausgang solcher Versuche ist bei weitem nicht offensichtlich.
Der letzte klassische Krieg
Einer der kennzeichnenden Züge der Ukraine-Kämpfe ist eine riesige Zahl der vernichteten oder gelassenen Militärtechnik. Nach den Angaben des russischen Verteidigungsministeriums zerstörten russische Truppen seit Anfang der Operation über 140 ukrainische Kampfflugzeuge, über 100 Hubschrauber, 570 unbemannte Luftfahrzeuge und 265 Flugabwehrraketensysteme. Über 2500 Panzer und andere Panzerfahrzeuge. Etwa 300 Salvenfeuersysteme.
Die Verluste der russischen Seite sind niedriger, aber auch wesentlich.
Das erklärt die konvulsiven Versuche Westens, die ukrainischen Truppen wieder mit Schwertechnik zu sättigen. Inwiefern wird aber so ein Schwärmen für schwere klassische Waffen langfristig und stabil? Der kennzeichnende Zug der Gefechte in der Ukraine wurde schnelles Verändern der Kampfverfahren. Deswegen ist es nicht auszuschließen, dass man nach dem Konflikt überprüft, welche Waffenarten optimal für die moderne Kriegsführung sind, wo Geschwindigkeit, Präzision und Flexibilität an Bedeutung gewinnen. Es geht schon nicht mehr darum, welche Zukunft Panzer haben, sondern beispielsweise auch darum, als wie effektiv sich im realen Krieg gewohnte Panzerabwehrraketensysteme und tragbare Fla-Raketen erweisen. Die ukrainische Armee erhielt die letzten im enormen Ausmaß, doch bei der Minimisierung der unmittelbaren Kampfberührung beeinflusste das den Verlauf der Kampagne sehr eingeschränkt. Jeder große Militärkonflikt korrigiert wesentlich die Vorstellungen davon, was ein moderner Krieg darstellt. Schon heute ist es klar, dass der Konflikt in der Ukraine keine Ausnahme wird.