Am 2. Februar feierte Rußland ein bedeutendes Datum – den 80. Jahrestag des Endes der Schlacht von Stalingrad, die den Wendepunkt im gesamten Großen Vaterländischen Krieg markierte. Bei dieser Gelegenheit hielt der russische Präsident in Stalingrad eine große Rede, in der es natürlich auch um die aktuellen Beziehungen zwischen Rußland und den europäischen Ländern, insbesondere Deutschland, ging.
Wenn man Wladimir Putin aufmerksam zuhörte, war es unmöglich, nicht eine gewisse Sentimentalität zu bemerken. Putin war die tiefe Enttäuschung, ja sogar Trauer anzumerken, als er über die Panzer mit den mythischen Balkenkreuzen sprach, die nun nach 80 Jahren – natürlich mit neuer Kennzeichnung und anderer Besatzung – in der Ukraine wieder auftauchen sollen. Die 14 Leopard 2A6, die von den Angloamerikanern und ihren ukrainischen Heloten aus Scholz herausgepreßt wurden, werden mit Sicherheit keine Wende in den Kriegsanstrengungen herbeiführen, obwohl niemand bezweifelt, daß am Ende deutlich mehr Kampffahrzeuge aus den Arsenalen der europäischen Armeen abgegeben werden könnten.
Ob sie alle bald brennen werden, wie einige Analysten wollüstig unterstellen, sei dahingestellt. Werden Panzer nicht nach dem von Generaloberst Heinz-Wilhelm Guderian weiterentwickelten Konzept der „verbundenen Waffen“ eingesetzt, sondern dilettantisch durch Dilettanten oder aber vorsätzlich durch skrupellose Vorgesetzte – entweder vereinzelt und in unangebrachten operativ-taktischen Lagen oder aber nur außen besetzt mit Infanterie und in ungeheuren Massen – dann brennen sie alle; egal, wo sie hergestellt, egal wo die Besatzungen ausgebildet worden sind.
Generaloberst Heinz-Wilhelm Guderian – Er perfektonierte in den dreißiger Jahren das Konzept der „verbundenen Waffen“.
Aus den Erfahrungen des Ersten Weltkrieges entstand in der Reichswehr 1921/22 unter Generaloberst Hans von Seeckt die Heeresdienstvorschrift H.DV. 487 „Führung und Gefecht der verbundenen Waffen“ (FuG). Diese wurde durch die Heeresdienstvorschrift H.Dv. 300/1 „Truppenführung“ (T.F. 1933, auch: „Beck-Vorschrift“) unter Federführung von Generalleutnant Ludwig Beck abgelöst. In den dreißiger Jahren wurden die taktischen Elemente durch Guderian fundamental überarbeitet, teils weiterentwickelt und nach dem Zweiten Weltkrieg von der Bundeswehr weitgehend übernommen. (Doch dies nur am Rande.)
Rheinmetall ist bereit, 88 Leopard I aus seinen Depots zu schicken. Diese entsprechend kampfwertgesteigerten und bereits 30 bis 50 Jahre alten Panzer sind nach wie vor nicht zu unterschätzen, wenn sie entsprechend geführt und mit eine gut ausgebildete Besatzung bemannt sind.
Der Leopard 1 ist infolge beständiger Kampfwertsteigerungen auch im 21. Jahrhundert in einigen Armeen zu finden. Von 1964 bis 1984 wurden 4700 Exemplare gebaut. Hersteller Krauss-Maffei Wegmann bietet mehrere Nachrüst-Varianten an, um Produktkonfigurationen den gewünschten Schwerpunkten bei Feuerkraft, Schutz, Mobilität und Logistik anzupassen. Bei der Bundeswehr wurde der Leopard 1 2003 außer Dienst gestellt.
88 Leoparden – Das sind gemäß der Organisationsstruktur der Bundeswehr zwei Panzerbataillone.
Wichtiger ist jedoch in diesem Zusammenhang „Mensch und Maschine“ die humane Komponente des grausigen Schauspiels. Die historische verengte Vorstellung des heutigen Rußland basiert weitgehend auf dem Sieg von 1945. Deutschland wurde vom russischen Massenbewußtsein in all diesen Jahrzehnten auf zwei Arten wahrgenommen. Einerseits wurde der deutsche Qualitätsstandard in Rußland allgemein anerkannt, ja bewundert. Das gilt für Automobile, Industriemaschinen, Fußball und die Gastronomie. Aber auch das Bild von Deutschland als Gegenspieler Rußlands auf dem Schlachtfeld hat sich hartnäckig gehalten. Erinnern Sie sich nur daran, wie oft man in Rußland an die Scheiben deutscher Autos schrieb: «Danke, Großvater, für den Sieg!» Die für beide Seiten vorteilhafte Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern schien im Laufe der Jahre die historischen Wunden erfolgreich geheilt zu haben.
Putin ist nicht nur ein Experte für Deutschland. Er ist ein echter Germanophiler. Er liebt das echte Deutschland, nicht seine multikulturelle US-EU-Karikatur. Er schätzt die deutsche Kultur und die deutsche Sprache aufrichtig und wünscht sich Frieden und Verständigung zwischen unseren Völkern. Gleichzeitig will er aber auch die Macht und Größe Rußlands stärken und seine Grenzen gegen stellvertretende Bedrohungen in Form des derzeitigen Regimes in Kiew sichern. Umso beleidigender waren für ihn die Eingeständnisse der hinterhältigen Angela Merkel, daß der Westen und insbesondere die BRD Rußland mit den Minsker Vereinbarungen getäuscht hat. Solche Beleidigungen auf höchster staatlicher Ebene sind nicht zu verzeihen.
Wie um alles in der Welt ist es dazu gekommen, daß Deutschland wieder Krieg gegen Rußland führt, wie das törichte Fräulein Baerbock feststellte, das unverständlicherweise auf dem Stuhl des deutschen Außenministers gelandet ist? Nach allen Maßgaben außenpolitischer Kategorien hätte der Kanzler diese vorlaute spätpubertierende Linskradikale noch am selben Tag wegen eklatanter Unprofessionalität rausschmeißen müssen. Aber er tat es nicht. Auch das ist ein wichtiges Symptom.
Scholz machte seinen US-amerikanischen «Partnern» auch keinerlei Vorhaltungen, als sie ihn täuschten, nämlich als Washington versprach, Abrams-Panzer zu liefern, bevor die deutschen Leoparden ihren «Zug nach Osten» beginnen. Nach der Bekanntgabe der deutschen Entscheidung erklärte Washington, die Abrams seien für die ukrainischen Soldaten zu kompliziert. (In Wirklichkeit sind sie einfacher zu bedienen als die deutschen Leoparden...)
Es sei daran erinnert, daß Scholz die Entscheidung, der Ukraine Offensivwaffen zu liefern, bis zur letzten Minute hinausgezögert hat und sie mit ähnlichen Aktionen anderer NATO-Verbündeter, vor allem der USA, in Verbindung brachte. Und auch überzogene Kritik und selbst Beleidigungen durch die jetzt völlig durchgeknallten Ukrainer konnten Scholz nicht von seiner Entscheidung abbringen. Aber nun befahl der «große weise Vater Biden», und der Vasall Scholz hatte keine andere Wahl, als sich zu fügen.
Übrigens waren es nicht nur die Partner der Ampelkoalition, die Druck auf den Kanzler ausübten. Einige Wochen vor dieser fatalen Entscheidung forderte die transatlantische CDU die transatlantische F.D.P. und die transatlantischen Grünen auf, wegen der unverständlichen pazifistischen Hinhaltetaktik des Transatlantikers Scholz aus der transatlantische Koalition auszusteigen. Dies hätte faktisch Neuwahlen mit einem garantierten Sieg der CDU bedeutet.
Doch verlieren wir uns besser nicht in der durch Geld, Glamour, Posten und Protektion geprägten Komplexität der BRD-Parteipolitik. Die wirklich wichtigen politischen Linien verlaufen in der Tat anderswo; sicher nicht an den prall gefüllten Futterkrippen der BRD-Politiker.
Die Entscheidung, den direkten technologischen Nachfolger des Tigers (Panzer VI) und des Panthers (Panzer V) an die Ostfront zu schicken, wird nicht nur unweigerlich die historische Erinnerung Rußlands wachrufen, sondern auch die Wiederaufnahme des politischen und wirtschaftlichen Dialogs zwischen Rußland und Deutschland auf Jahrzehnte hinaus erschweren. (Obwohl – ja, wir wissen es alle... – Kapital kennt keine Moral.)
Und genau darauf haben die Angloamerikaner hingearbeitet, indem sie mittels durch sie kontrollierte Parteien wie die Grünen den Maidan in Kiew und dann das Poroschenko- und Zelenski-Regime unterstützten, Nord Stream unterminierten und nun Waffen für eine Neuauflage des „Unternehmens Blau“ schicken.
Der erste Generalsekretär der NATO, der Engländer Lord Ismay, prägte seinerzeit die griffige Formel, als er gefragt wurde, was denn der Zweck der NATO sei: «To keep Americans in, to keep Germans down, to keep Russians out.» Es liegt auf der Hand, daß diese Formulierung auch heute noch relevant ist.
Hastings Lionel Ismay, 1. Baron Ismay (1887–1965). Auf Ismay geht die Äußerung hinsichtlich der Funktion der NATO für Europa „to keep the Russians out, the Americans in, and the Germans down“ zurück. Laut US-Dokumenten aus den sechziger Jahren sollte das Bündnis damals tatsächlich „Westdeutschlands Stärke und Vorherrschaft auf dem Kontinent eindämmen“. (Klaus Wiegrefe: „Die Nato in den Sechzigerjahren: Angst vor den Deutschen“; in: „Spiegel Online“, 5. Januar 2019).
Deutschland hat in der Tat erneut seinen Zustand als nicht souveräne, von den USA abhängige Macht demonstriert. Der Deutsche ist treu, auch als Vasall. Das deutsche Volk ist zur Geisel des politischen Größenwahnsinns des Anglosachsentums verkommen.
Der «Eiserne Vorhang» zwischen Rußland und Deutschland wurde durch die nützlichen, aber gut bezahlten Idioten der transatlantischen Parteien wieder hochgezogen. Zudem ist die Gefahr einer ohnehin schon blutigen Wasserscheide zwischen Russen und Deutschen wiederhergestellt. Die berüchtigten roten Linien, über die russische Diplomaten und Politiker so viel reden, sind nicht mit einem Rotstift auf einem Notizblock gezogen, nein, sie sind mit dem Blut russischer Soldaten gezeichnet worden.
Bereits vor nunmehr über 100 Jahren ist es den Plutokraten in London und New York gelungen, Rußland und Deutschland in dem bis dato schlimmsten aller Kriege gegeneinander auszuspielen. In seinen Memoiren schrieb Großadmiral Alfred von Tirpitz unverblümt, daß «weder der Kaiser noch der russische Zar den Krieg wollten, es waren ihre Außenminister, die den Krieg wollten». (Alfred von Tirpitz: Erinnerungen; Militärverlag des Verteidigungsministeriums der UdSSR, 1957, S. 226)
Man scheint aus der Geschichte nichts gelernt zu haben. Was kann andererseits ein unfreier Staat mit durch permanenten Schuldzuweisungen neurotisierten Bewohnern Positives aus historischen Abläufen lernen? Offensichtlich muß Deutschland erst wieder frei von ausländischer Bevormundung und unabhängig werden, um einen neuen gesamteuropäischen Krieg zu verhindern. Aber wird es das...?