Immer fetter, immer dümmer?

Das verkorkste Bildungswesen in der BRD

Infolge der „Corona“-Pandemie ist bei 16 Prozent der Kinder in der Bundesrepublik eine Gewichtszunahme zu verzeichnen. Das ergab eine in der ersten Hälfte dieses Jahres durchgeführte forsa-Umfrage unter 1000 Eltern im Auftrag der Deutschen Adipositas Gesellschaft (DAG) und des „Elke-Kröner-Fresenius-Zentrums“ der TU München. Demnach stieg bei Kindern und Jugendliche im Alter von sechs bis 16 Jahren der Medienkonsum um satte 70 Prozent; zudem stopften sie die doppelte Menge an Snacks in sich hinein.

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Das neudeutsche Idealkind? Migrationshintergrund, fettleibig, Stubenhocker, aber „happy“...

Bereits die in den Jahren davor veröffentlichten Zahlen gaben Anlaß zur Beunruhigung. Die „Generation Stubenhocker“ verbringt viel zu viel Zeit vor dem Rechner, dem Fernseher oder am Smartphone. Der Wegfall von Schulweg sowie Schul- und Vereinssport während der „Lockdowns“ hat den Trend noch einmal verschärft. Hierbei ist laut einer Analyse der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) die Zahl adipöser Kinder zwischen sechs und 18 Jahren binnen zehn Jahren um 27 Prozent gestiegen. Besorgniserregendes förderten auch die Ergebnisse der zweiten Welle der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zutage. Bezogen auf den Zeitraum 2014 bis 2017 waren 9,5 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen drei und 17 Jahren übergewichtig und 5,9 Prozent sogar fettsüchtig.

Die DAG fordert neben Werbebeschränkungen für ungesunde Lebensmittel eine Steuer auf Süßgetränke und ein besseres Schulessen. Einen Schritt weiter gehen Mediziner wie Dr. Sven Armbrust, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern). Er riet bereits 2013 zur Einführung eines Faches Ernährungskunde an den Schulen. Warum, ist auch klar: Werden Kinder übergewichtiger Eltern doch meist selbst auch übergewichtig, da die familiäre Lebensform das eigene Verhalten maßgeblich prägt.

Andere Fachleute verlangen zudem mehr Bewegung. So setzt sich der Deutsche Sportlehrer-Verband seit Jahren für die Einführung einer dritten Sportstunde für alle Jahrgangsstufen ein. Damit aber nicht genug: Bis zu 50 Prozent der Kinder können nach dem Abschluß der Grundschule nur unzureichend oder überhaupt nicht schwimmen. Die Bäderschließungen der vergangenen Jahrzehnte rächen sich bitter, wobei auch hier „Corona“ die Lage verschärfte, da Schwimmkurse nicht stattfinden konnten. Um witterungsunabhängig Kurse erteilen zu können, ist ein nationales Schwimmhallen-Bauprogramm geradezu zwingend geboten.

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Immer weniger deutsche Kinder lernen schwimmen. Kein Problem: Fett schwimmt stets oben.

Fragen der Ernährung und Bewegung wurden bewußt an den Anfang dieses Beitrages gesetzt, da eine solide Physis maßgeblich die Fähigkeit zur Aufnahme von Lernstoff beeinflußt. Doch so oder so knackt und knirscht es gewaltig im einst geachteten deutschen Bildungssystem. Das ist alles andere als ein Zufall. Kennt doch das heutige, marxistisch und ultraliberal durchsetzte „Bildungs“wesen keine Begabungs-, sondern nur Methodendefizite. Das führte nicht zuletzt zur Aufweichung von Standards gerade im Abitur. Die Möglichkeit, mit Blick auf (Prüfungs-)Fächer „wählen“ zu können, verdrängte die einst felsenfesten Vorgaben, an denen nicht gerüttelt werden durfte.

Die Schmuse-Pädagogik bewirkt die Heranziehung junger Menschen, die es nicht mehr gewohnt sind, sich – gerade später während des Studiums – in stürmischen Gewässern zu bewegen und Hürden zu meistern. Überhaupt stellt sich die Frage, ob in der Bundesrepublik nicht zu viele junge Leute die Hochschulreife erwerben. Oft sind es um die 40 Prozent eines Jahrgangs. In Kreisen des Handwerks ist in diesem Zusammenhang von einem „Akademisierungs-Wahn“ die Rede. Fachleute wie der aus Rostock stammende Lehrer Heino Bosselmann votieren für eine deutliche Herabsetzung der Abiturienten-Quote.

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Ein seit Ende der 60er Jahre anhaltender Wahn, der meist in proletarischen Kreisen wütet: „Meine Kinder müssen auch auf's Gymnasium!“ Die Zahlen der Gymnasiasten verzehnfachten sich seitdem.

Dazu Bosselmann in einem 2010 dem Magazin „Zuerst“ gewährten Gespräch: „Wenn man mehr als die Hälfte eines Jahrgangs auf das Gymnasium zieht, verlieren die anderen Schularten. So wurde die alte Realschule zur Hauptschule, die Hauptschule wiederum heruntergestuft zur Förderschule.“ Das schon zum Dogma gewordene Vorhaben der Politik, 40 bis 50 Prozent der Schüler aufs Gymnasium zu schicken, hält Bosselmann für einen „Selbstbetrug“. Denn 25 Prozent der Studierenden brechen später ihre Hochschulausbildung ab, wobei es sich dabei um jene 25 Prozent handele, „die schon auf dem Gymnasium deplaziert sind und nach Förderunterricht rufen“. Die Frage, ob heutige Abiturienten dümmer seien als jene des Jahres 1960, verneint Bosselmann, „zumindest nicht im oberen Leistungsdrittel; da können wir von einer kulturellen Konstante ausgehen“. Für den Pädagogen sei die Ausübung seines Berufes heutzutage schwerer, „da er einem politisch vorgegebenen Menschenbild ausgesetzt ist, welches jedem alles zutraut“.

Das sieht auch der Deutsche Philologenverband, ein 1903 gegründeter Zusammenschluß von Lehrern an Schulen, die auf das Abitur vorbereiten, so. Er fordert seit einigen Jahren eine Grundschulempfehlung, die „wieder verbindlicher werden“ soll, wie es die Bundesvorsitzende des Verbandes, Susanne Lin-Klitzing, ausdrückte. Hat es sich doch in der BRD eingebürgert, daß allein die Eltern darüber entscheiden können, „auf welche weiterführende Schule ihr Kind wechselt“. Lin-Klitzing plädiert für eine Kombination aus Elternwunsch, Lehrerurteil und bundesweiten Tests in der letzten Grundschulklasse. In einigen Bundesländern, so in Baden-Württemberg, hat ein entsprechendes Umdenken bereits eingesetzt.

Eine weitere Riesenbaustelle ist der Föderalismus, in dessen Folge die Bundesrepublik einem riesigen bildungspolitischen Flickenteppich ähnelt. Fachleute, aber auch die deutliche Mehrheit der Bevölkerung fordern seit Jahren ein bundeseinheitliches Bildungssystem mit vergleichbaren Abschlüssen. Denn stellen Sie sich nur einmal vor, Sie ziehen mit ihren Kindern in ein anderes Bundesland und finden dort ein völlig andersgeartetes Bildungssystem vor – Begeisterung sieht anders aus.

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