Der lange Weg des Benjamin Duray – Von der Waterkant an die Wolga

Exakt 2.524,69 Kilometer beträgt die Luftlinie zwischen Stade, einer bei Hamburg gelegenen Stadt, und Kasan, der Hauptstadt der Autonomen Republik Tatarstan. Die Fahrstrecke beläuft sich sogar auf rund 3.000 Kilometer

Auf dem Trainingsgelände des 1958 gegründeten FK Rubin, 2008 und 2009 russischer Meister, übt ein Trainer mit seinen Schützlingen Spielformen, unterbricht sie, korrigiert und läßt dann die Einheit fortsetzen. An und für sich nichts Besonderes, da ein solcher Ablauf eben typisch für wohl jeden Übungsbetrieb ist.

Und doch verbirgt sich hinter dem Assistenz-Trainer des FK Rubin eine besondere Geschichte: Benjamin Duray ist zur Zeit der einzige deutsche Übungsleiter in Rußland, nachdem Daniel Farke (FK Krasnodar) und Markus Gisdol (Lok Moskau) das Land unmittelbar nach Ausbruch der kriegerischen Auseinandersetzungen verlassen hatten. Bislang arbeitete Duray, der 1979 in Bremervörde im Landkreis Rotenburg, Niedersachsen, das Licht der Welt erblickte, schwerpunktmäßig in Deutschland, so unter anderem bei TuS Heeslingen, in Thüringen beim FC Einheit Rudolstadt oder in Mecklenburg bei der TSG Neustrelitz. Mit dem Rotenburger SV schaffte er zwischen 2012 und 2014 jeweils den Klassenverbleib in der Oberliga.

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Benjamin Duray – Cheftrainer.

Unmittelbar vor seinem Rußland-Engagement war Duray beim SV Meppen beschäftigt, einem im Emsland beheimateten Verein, der dann allerdings den Klassenerhalt in der 3. Liga nicht schaffte. „Es war klar für mich, daß das ganze Paket nicht interessant und für beide Seiten nicht darstellbar ist, wenn wir absteigen“, erklärte Duray, der nunmehr am Scheideweg stand: entweder zurück als Lehrer in den Schuldienst oder Fortsetzung seiner Trainerlaufbahn. In dieser Situation erreichte ihn der Anruf eines alten Bekannten: Rashid Rakhimow, der vor rund zwei Jahrzehnten Admira Wacker Wien coachte (und deshalb die deutsche Sprache beherrscht) und zuletzt Rubin Kasan zurück in die 1. Liga führte. Rakhimow und Duray bildeten 2019 beim tschetschenischen Klub Akhmat Grozny für ein halbes Jahr das Trainergespann.

Die Kreiszeitung Rotenburg versuchte Duray natürlich auch ein paar Aussagen zu seiner Meinung über den aktuellen kriegerischen Konflikt und zu Rußland an sich zu entlocken. Der hielt sich zunächst bedeckt, indem er kurz und bündig entgegnete: „Es ist mein Job. Für mich geht’s hier nur um Fußball.“ Und er schob nach: „Klar ist immer ein komisches Gefühl dabei, aber dadurch, daß ich schon in Rußland gearbeitet habe, die Leute und die vielen Perspektiven kenne, gehe ich vielleicht auch anders damit um.“

Über die Bedingungen in Kasan ist Benjamin Duray des Lobes voll: „Die sind herausragend. Du hast hier unglaubliche Möglichkeiten. Die erste Mannschaft hat im Grunde ihr eigenes Hotel. Ich brauche mich um nichts zu kümmern. Und ich bin vier Metrostationen von der Innenstadt entfernt. Es sind total nette Menschen hier, es ist ein toller Verein, der nach dem Wiederaufstieg versucht, sich sportlich in der ersten Liga zu etablieren.“ In dieser Hinsicht ist der FK Rubin auf einem guten Weg: derzeit belegt er einen Platz im Mittelfeld der Tabelle.

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Die Ak Bars Arena ist ein universelles Fußballstadion in der Stadt Kasan. Eines der geräumigsten Stadien Russlands, ausgelegt für 45.379 Personen.

Das Angebot, in Kasan zu arbeiten, bezeichnet Duray, dessen Lebensgefährtin mit den beiden Kindern in Stade lebt, als „wirklich interessant und richtig gut“, und er erklärt auch, warum: „Es ist Profifußball in der ersten Liga, allerhöchste Kategorie und für meine Entwicklung als Trainer noch mal ein Schritt.“ 2022 übrigens veröffentlichte Duray gemeinsam mit Rainer Müller ein Buch mit dem Titel Das Rondo im Fußballtraining. Erscheint bald sein nächstes? Möglicher Arbeitstitel: Von der Waterkant an die Wolga.

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