Die Arktis für zwei

„Die russische Bedrohung“ als Voraussetzung für einen qualitativen Sprung der USA in der Entwicklung einer „amerikanischen“ Arktis.

Ende März – Anfang April wurde in der Arktis nahe der russischen Grenze die NATO-Militärübung Cold Response – 2022 abgehalten. An dem in den letzten 30 Jahren größten Manöver nahmen etwa 30 Tausend Soldaten aus 27 Ländern (einschließlich Finnland und Schweden), 220 Flugzeuge und über 50 Schiffe teil. Zur Antwort beschloss Russland, seine Übung in der Arktischen Region im Nordatlantik und im Ochotskischen Meer unter Teilnahme von 140 Schiffen und 60 Flugzeigen durchzuführen. Die Militärübung findet im Zusammenhang mit dem eskalierenden Wirtschaftskrieg zwischen Russland und dem Westen und der Militärkonfrontation in der Ukraine statt. Gleichzeitig ist die amerikanische Machtdemonstration in arktischen Breiten kein Vorspiel zur Kriegsverlegung in die Arktis. Die Aufgabe der Demonstration der „russischen Bedrohung“ und der großangelegten Übung ist zu erreichen, dass großzügige Finanzierung für Aufbau der arktischen Flotte und Erschließung der Arktis bereitgestellt wird.

Über Jahrzehnte befand sich die Arktis am Rande der internationalen Politik. Im Allgemeinen ist das aber nachvollziehbar: Geld liebt die Stille. Insbesondere enorme Reichtümer, die Kontrolle über die die Zukunft ganzer Menschheit jahrhundertelang beeinflussen lässt. In der arktischen Zone sind ein Viertel der Weltnaturgasreserven und bis 15 Prozent ganzen Erdöls versammelt, Riesenvorräte von Seltenerdmetallen, Süßwasser und s.w. Als Ergebnis des globalen Klimawandels wird die Arktis und vor allem der russische Nördliche Seeweg für die Ganzjahresseenavigation zugänglich. Das heißt nicht nur Eröffnen kürzerer Routen aus Asien in den Atlantik, sondern vor allem auch den Zugang zur Gewinnung gigantischer Ressourcenreserven, der vorher geschlossen oder wesentlich eingeschränkt war. Die absoluten Führungspositionen in der Arktis hat Russland. Ihm gehört der Großteil arktischen Geländes, es ist das einzige Land weltweit, das eine Atomeisbrecherflotte (sechs einsatzbereit und vier in der Erprobungs- und Bauphase) und ein Hafensystem hat, das die Navigation bedienen und den Güterumschlag gewährleisten kann. Die russische Militärpräsenz in der Arktis ist heutzutage auch vorherrschend. Die zweite und eigentlich einzige mit Russland in der Arktis konkurrierende Macht sind die USA. Die anderen Länder des Arktischen Rats (die ihre Mitgliedschaft darin nach dem Anfang der russischen Operation in der Ukraine ruhen ließen) – Kanada, Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland und Island – folgen nur im sicheren Wege den USA. Dabei wird nicht einmal eine Anspielung auf Selbständigkeit zugelassen. Überdies können einige Länder ihren Besitz in der Arktis sogar verlieren. So wurde die „spaßige“ Erklärung des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump über die Möglichkeit und Zweckmäßigkeit des Grönland-Abkaufs von Dänemark positiv sowohl unter Republikanern, als auch unter Demokratern wahrgenommen. Die größte Insel weltweit, auf der sich die wichtigsten amerikanischen Militärobjekte befinden, kann durchaus unter reale Kontrolle der USA übergehen, wenn auch nicht wie amerikanisches Geländer, sondern wie ein „unabhängiger“ Staat. Die Vereinigten Staaten kontrollieren die Nordwestpassage in der Arktis. Dieser Weg aus Asien in den Nordatlantik ist kürzer als der russische Nördliche Seeweg, und obwohl er vom Standpunkt der Naturverhältnisse viel schwieriger ist, lässt aber auch enorme Ressourcen kontrollieren und gewinnen. Doch Amerikanern fehlen fast komplett sowohl eine Eisbrecherflotte, als auch ein Hafensystem, die eine amerikanische Arktis entwickeln lassen würden. Und selbst das Eisbrecherbauprogramm der USA ist bislang relativ bescheiden und sieht den Bau der Atomeisbrecher nicht vor. Gerade da kommen den USA die „aggressive Politik Russlands in der Arktis“ und „der Ukraine-Krieg“ zu Hilfe. Der NATO-Generalsekretär Norweger Jens Stoltenberg sprach wiederholt von der russischen Bedrohung. Ihm zufolge ist „diese Region von strategischer Bedeutung für die Sicherheit von Nordeuropa und entscheidend für die Kommunikation zwischen Nordamerika und Europa.“ Außerdem vergisst man auch riesige arktische Ressourcen nicht, die vor dem Hintergrund der allgemeinen Ressourcenkrise „ungerecht“ genau Russland kontrolliert. In diesem Zusammenhang soll auch das NATO StratCom Centre of Excellence betrachtet werden, das „zur Forschung strategischer Kommunikationen und Operationen für Einflussausübung in der Arktis“ erklärt wurde. Die Behörde will Experte einstellen, die offiziell Rhetorik und politische Werte erforschen, die die Mitgliedstaaten des Arktischen Rats, China und NATO, übertragen, sowie „Trends in Operationen für Einflussausübung in den letzten 10 Jahren analysieren, die die Arktis betreffen.“ So wird eine Grundlage nicht nur für die Erhöhung der Militärausgaben für „Komplexaktionen zur Wiederherstellen der Führungsposition in der Arktis“ gebaut (Gründung spezieller Arktistruppen in den Streitkräften mit entsprechenden Maschinen und Ausrüstung, Stärkung der Militärpräsenz auf Alaska, auf Grönland, Island, das Einschließen in eigene Programme der Soldaten aus Dänemark, Island, Norwegen und anderen Ländern), sondern auch für Bereitstellung der Mittel für ein modernes Eisbrecherprogramm und die eigentliche wirtschaftliche Erschließung vom eigenen Teil der Arktis, für den Bau von neuen Häfen, Siedlungen, Produktionen und Forschungsstationen.

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