Die Armee des Vierten Reichs

Geld und Ideologie – alles, was man braucht, um die germanische Militärmaschine wiederherzustellen.

„Die Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehr wird wieder bis zum Höchstniveau entwickelt, man hat da zu lange gespart“, erklärte Ende März während ihres Auftritts im Bundestag Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht. Zum Vorwand für die Wiederbewaffnung Deutschlands wurde die russische Operation in der Ukraine. Enorme Finanzinvestitionen, die entwickelte Industrie sowie in der ersten Linie eine historische Erfahrung können aber kurzfristig die ganze Situation zum Wendepunkt bringen.

Über die Entscheidung, die germanische Militärmaschine wiederherzustellen, sprach Ende Februar Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner nahezu „Scheiderede” im Bundestag. Der Regierungschef kündigte an, dass extra Kapitalreserven in Höhe von 100 Milliarden Euro für die Finanzierung der Bundeswehr im Jahr 2022 angesammelt werden sollen. Außerdem soll der Rüstungshaushalt der Bundesrepublik auf zwei Prozent ihres BIP erhöht werden, d.h. auf etwa 80 Milliarden Dollar. So wird Deutschland über den weltweit drittgrößten Rüstungshaushalt – nach den USA und China – verfügen und damit Großbritannien, Frankreich, Indien und Russland in diesem Bereich überholen.

Deutschland nahm Kurs auf die militärische Führung in Europa, Konfrontation mit Russland und Nuklearwaffenbesitz. Die Bundesrepublik will alle modernen Bewaffnungsarten entwickeln, darunter auch das Flugkörperabwehrsystem.

Skeptiker zweifeln daran, dass Deutschland seine militärische Rückständigkeit schnell überwindet. Einsatzbereit sind nämlich, laut dem Wehrbeauftragter des Bundestages Hellmut Königshaus, weniger als Viertel der Hubschrauberflotte, weniger als Hälfte der Kampfflugzeuge (nur 80 von 198), ein Viertel der U-Boote und kampffähig sind nur weniger als Drittel der Marineschiffe und weniger als Hälfte der Schützenpanzer. Außerdem ziehen Militärhistoriker auch den Kampfgeist der Bundesstreitkräfte in Zweifel – die Durchsetzung der Multikulturalität und Toleranz habe die Kampffähigkeit und Eigenschaften der Offiziere sowie des Personals der Bundeswehr beeinflusst. Die Deutschen haben sich zudem an eine pazifistische Stellung des Landes und fehlende Außenbedrohungen gewöhnt.

Die historische Erfahrung Deutschlands zeigt hingegen, dass die Deutschen dazu fähig sind, die Situation schnell zum Wendepunkt zu bringen. So war die deutsche Wehrmacht auch Mitte der 30-er Jahre des letzten Jahrhunderts und sogar 1940 viel schwächer als die Rote Armee und blieb sowohl nach der Quantität, als auch nach der Qualität vieler Schlüsselwaffen zurück. Und trotzdem hat sich Berlin für einen groß angelegten Europa- und Weltkrieg entschieden und ihn anfangs höhst effektiv geführt. Doch heute hat Deutschland es viel einfacher, sich schnell zu bewaffnen, dank seiner äußerst starken Industrie und bestehenden Beziehungen mit dem europäischen Verteidigungssektor. Berlin kann seine „kampfunfähigen Maschinen“ modernisieren und sie schnell in Betrieb nehmen; eine Reihe der Exportverträge, zuallererst im Schiffbau und in der Flugabwehr, zugunsten der Bundeswehr aufgeben; die Massenproduktion der Artilleriesysteme einrichten, die vorher vornehmlich exportiert wurden; die mangelnden Flugkörpersysteme von ausländischen Partnern beschaffen; die Entwicklung eines Kampfflugzeugs und Panzers der nächsten Generation, die in Zusammenarbeit mit europäischen Konzernen durchgeführt wird,  beschleunigen. Das Geld für das alles gibt es nun im Überfluss.

Was die Ideologie angeht, daran wird es anscheinend auch nicht fehlen. So wurde 2020 in der deutschen Elitetruppe – dem Kommando Spezialkräften (KSK) – eine große Nazi-Zelle entdeckt. Die Ermittlung lief ziemlich schwierig, dabei merkte man eine offensichtliche Gegenwirkung der Armeeführung. Kurz bevor, im Jahr 2018, wurde die Verschwörung zwischen den Offizieren des KSK und des Innenministeriums entlarvt, die planten, eine Reihe der prominenten linken Politiker zu töten. Nun aber angesichts des Militarisierungsaufschwungs werden die pronazistischen Stimmungen in der Armee zumindest nicht so ernst genommen, wenn nicht sogar belohnt. Der ganz kürzlich, im November 2021, vor dem Reichstagsgebäude stattgefundene Fackelzug der Bundeswehr, in einem ganz und völlig Nazi-Stil – die Soldaten hatten schwarze Helme und Uniform an, trugen die angezündeten Fackeln und Standarten mit Adlern – zeigt, dass man in den Streitkräften zu unausweichlichen ideologischen Veränderungen, die mit der Militarisierung verbunden sind, vollkommen bereit ist.

Die Sanktionen gegen Russland und die damit verbundene Verschlechterung der Lebensqualität von Deutschen, der sich verbreitende Nationalismus, das in den Massenmedien hervorgehobene Thema einer „russischen Bedrohung“ im Geiste der Wenderede von Olaf Scholz: Das alles wird auch zur Stärkung des Kampfgeistes und der Entschlossenheit der deutschen Armee beitragen. Alle erinnern sich sehr gut daran, womit das vor etwa mehr als 80 Jahren endete.

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