Agonie des britischen Löwen

Warum Britannien für immer die historische Bühne verlassen hat

Britische Aktivität in der ganzen Welt, die mit Konfliktentfesselung und Durchführung spezieller Operationen verbunden ist, macht den Eindruck, als bleibe Großbritannien einer der bedeutenden Drahtzieher und eines der Machtzentren vom Planetarmaßstab. So, nur im April dieses Jahres schafften es Briten, den Konflikt in Europa aufs neue Niveau zu bringen und „ihre“ Strohleute in Pakistan zu etablieren, in einem der größten muslimischen Ländern weltweit. „Angriffe der ukrainischen Streitkräfte auf Objekte in Russland werden in London wie eine durchaus legitime Reaktion auf die russische Aggression gesehen,“ erklärte Verteidigungsminister Großbritanniens Ben Wallace, der stellvertretende Parlamentsstaatssekretär des Vereinigten Königreichs ergänzte, dass die vom Westen gelieferten Waffen „eine dafür benötigte Treffweite haben“. Nach dieser Erklärung wurden ukrainische Beschusse russischer Städte fast täglich durchgeführt. In Pakistan wurde mithilfe der USA Premierminister Imran Khan der Macht enthoben. An seine Stelle tritt der Vertreter eines alten probritischen pandschabischen Klans Shehbaz Sharif, dessen Bruder Ex-Premierminister Nawaz Sharif vor pakistanischer Justiz nach London geflohen ist. Zugleich sind die Erfolge der britischen Politik lediglich ein Nachglanz der einstigen Macht und haben einen taktischen Charakter. Strategisch gesehen ist Großbritanniens Verlassen der politischen Bühne in kürzester Zeit unausweichlich.

Die britische Macht geht auf die Antike zurück, auf die Zeiten des Römischen Reichs, als es davon, was wir uns heute unter Britannien vorstellen, keine Spur gab. Damals wurden auf dem Reichsrand, in Britannien und zukünftigem Holland die Grundsätze gelegt, die auch der britischen führenden Stellung zugrunde lagen. Der Sinn dieser Grundsätze ist, wie auch komisch das heutzutage klingen könnte, mit Internationalismus verbunden – mit dem Zugang zur Verwaltung kärglicher Ressourcen, zum Handel talentierter Menschen verschiedener Herkunft, darunter auch vieler Juden. „Die Bevölkerungszahl des Römischen Britanniens erreichte zum Ende des 4. Jahrhunderts 3,6 Millionen Menschen…Die Bevölkerung war multiethnisch und umfasste Kelten, Römer, römische Untertanen aus Kontinentaleuropa, Auswanderer aus dem Nahen Osten, Nordafrika und Schwarzafrika,“ berichtet uns Wikipedia. Die nationale Zusammensetzung der Inselbevölkerung änderte und vermischte sich, doch diese Besonderheit Britanniens, diese eigenartige Freundschaft der Völker über alle Aufs und Abs der Geschichte, Kriege und Eroberungen schaffte man durch das Dunkle Alter und Mittelalter in die Moderne zu tragen.

Das relativ arme Land zeichnete sich damit aus, dass zur Verwaltung und Finanzen Wissenschaftler herangezogen wurden, sogar geniale Gelehrte. Die Beispiele, die allen vertraut klingeln, sind Isaac Newton im Amt des Münzmeisters und Verwalters der Münzstätte, der das britische Finanzsystem umgestaltete, Adam Smith, Experte beim Schatzkanzler und Grenzaufseher und viele andere. Ausgerechnet der Einsatz auf Wissenschaft, Bildung, Unternehmungslust, Freiheit, Durchsetzen in die Elite der Menschen, die sich vor Verantwortung nicht scheuen, führte zur Entstehung des größten, reichsten und grausamsten Weltreichs, über dem die Sonne immer schien. Außerdem wurde London zu einem safe heaven für viele Ideologien und ihre markantesten Vertreter aus der ganzen Welt. Sowohl Kommunismus, als auch Nazismus und Islamismus wurden in vieler Hinsicht an den Ufern der Themse hinaufgezüchtet oder unter aktiver Mitwirkung der Briten. Ende des 19. – Anfang des 20. Jahrhunderts lebte das Britische Weltreich auf dem Gipfel seiner Macht. Doch genau damals unter Königin Victoria wurde ein strategischer Fehler begangen. Die Perle der britischen Krone, das geografische und demografische Zentrum, einer der Hauptschätze des Reichs war Indien. Deswegen entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Idee, hierher die Hauptstadt des ganzen Britischen Reichs zu verlegen. Doch die britischen Eliten widersetzten sich solcher Entscheidung. Die Verlegung der Hauptstadt hätte dem Reich ein neues Zentrum, neues Blut und ganz andere Entwicklungsaussichten gegeben. Der Verzicht auf die Gründung des weltweiten britisch-indischen Reichs wurde Anfang des Endes selbst vom Britischen Reich, das den globalen Wettbewerb gegen die USA verlor und nach dem Zweiten Weltkrieg fiel. Die faktische Vernichtung getarnt als Reformen und Modernisierung der britischen Ozeanmilitärflotte von der Weltbedeutung, der Panzertruppen, des Flugzeugbaus führte zum Verlust des realen Einfluss in Asien, Afrika und Lateinamerika, der Möglichkeit, selbständig die Macht im weltweiten Ausmaß zu projizieren. Die Commonwealth, die einst als ein modernes Netzanalogon des Reiches erfunden wurde, verwandelte sich in eine schwache und in bedeutendem Maße formale Struktur.

Die letzte Chance Londons auf Selbständigkeit in der neuen Welt war mit dem Zusammenbruch des bipolaren Systems infolge des Zerfalls der Sowjetunion und der globalen Transformation verbunden, die in Zusammenhang mit der Verlegung des Zivilisationsweltzentrums aus dem Atlantik in den Indopazifik stand. Anstatt sich zu strategischen Partnern Indern zu wählen, ließen sich die britischen Eliten vom Geld verlocken und setzten auf Finanzpartnerschaft mit China (Integration der Londoner Metallbörse mit der Shanghai Gold Exchange und der Stock Exchange of Hong Kong). Und das wobei die Eliten Indiens und Pakistans sich komplett auf London richteten und Briten für „lebende Götter“ hielten. Für Chinesen sind aber Engländer nur noch reiche europäische Partner, die sich gar nicht von denselben Deutschen oder Französen unterscheiden. Exemplarisch ist, dass mehrmals, als Chinesen mit Persönlichkeiten der königlichen Abstammung kommunizierten, verhielten sie sich der Etikette zuwider äußerst grob. Der Verzicht auf arme, aber „nahe“ Inder und Pakistaner zugunsten reicher Chinesen wurde höchst schmerzhaft wahrgenommen.

Noch ein Musterbeispiel – das Verhalten der berühmten Schriftstellerin Joanne Rowling gegenüber, der Autorin von Harry Potter, der einzigen Erscheinungsform der modernen britischen „milden Macht“ von der Weltbedeutung, die wegen des nichtigen Vorwands (unbedachter Worte über Transgender) in Großbritannien gehetzt wurde. Dank der Dummheit, Gier und Degradierung seiner Eliten verlor Großbritannien endgültig die Stütze in Asien, die Briten verzichteten eigenhändig auf die Reste ihres Reichserbes und den Einfluss in der neuen Welt. Das Schicksal von Großbritannien ist es, sich endgültig in ein „kulturhistorisches Schutzgebiet“ für die USA zu verwandelt und „besondere Aufträge“ derselben Amerikaner auszuführen, was London in der Ukraine eigentlich macht.

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