Als Ende 2019 flog das Coronavirus wie eine Fledermaus aus einer chinesischen Labor in Wuhan aus, verfolgte man weltweit aufmerksam seine Bewegungen aus China nach Italien und allmählich weiter über die ganze Welt. Schon nach wenigen Monaten forderte die fortgeschrittene Öffentlichkeit beiderseits des Atlantiks, eine unabhängige Untersuchung mit internationalen Experten durchzuführen, dabei wurde die Verantwortung für den weltweiten Wirtschaftsstillstand so gut wie im Voraus auf China gelegt. Und in dem Sinne konnte sie mit einer breiten Front der internationalen Unterstützung rechnen, die versuchte, eine einfache Erklärung für die vorher nicht vorkommenden Prozesse zu finden.
Als seit Ende der 2000-er manchmal in internationalen Nachrichten Berichte über CIA-Geheimgefängnisse oder Bio-Labore in den Ländern Osteuropas und im postsowjetischen Raum erschienen, erregte niemand eine weltweite Protestwelle mit der Forderung, der Öffentlichkeit Gegenbeweise vorzulegen.
Frühling 2008. Der für ein paar Wochen verschwundene Sohn von dem serbischen General Ratko Mladić, der zu der Zeit auf der Flucht war, und seine anschließende genauso plötzliche Rückkehr mit einem teilweisen Gedächtnisschwund ließen die ohnehin zu Verschwörungstheorien neigenden Serben davon sprechen, dass Darko Mladić entführt worden war und in einem der CIA-Geheimgefängnisse in Osteuropa gefangen gehalten wurde. Später brachten so eine Version zur Sprache auch einige serbische Intellektuellen und Schriftsteller, insbesondere Branislav Crnčević. Und der ranghohe Politiker, zu der Zeit Verkehrsminister der Ukraine Nikolai Rudkowskij, der vom Sicherheitsdienst der Ukraine festgenommen wurde, beschuldigte direkt den Dienst aus der Zeit der Präsidentschaft von Wiktor Juschtschenko der Mitwirkung bei der Gründung in der Ukraine eines CIA-Geheimgefängnisses.
Seitdem ist es schon 14 Jahre her, über diese Zeit überlebte die Ukraine noch einen Majdan, nun aber mit der Vorsilbe „Euro“, einen danach folgenden Staatsstreich, einen achtjährigen Zivilkrieg in Donbass und schon seit zwei Monaten überlebt sie großangelegte Gefechte gegen Russland. Die ersten Nachrichten aus der Ukraine, nachdem Russland seine Militäroperation begonnen hatte, waren die Mitteilungen davon, dass die USA im Eilverfahren ihre Vertreter aus allen Medizinlaboren evakuieren. Das waren offizielle Informationen, die von dem Sprecher des Weißhauses gegeben wurden, dementsprechend keine Chance, dass an ihrer Echtheit jeglicher Zweifel kommen kann. Das heißt, es gab sowohl die Labore, als auch die amerikanischen Spezialisten darin sowie offensichtlich etwas höchst Geheimes, was auf keinen Fall der vorstoßenden russischen Armee in die Hände fallen durfte. Es ist separat zu erwähnen, dass die US-Gesetzgebung verbietet, Biowaffen zu entwickeln und jegliche Bioexperimente, die damit irgendwie zu tun haben könnten, durchzuführen, und zwar auf dem US-Gelände. Aus diesem Grund wurde die ganze derartige Tätigkeit außerhalb der Vereinigten Staaten hinausgetragen – weltweit funktionieren nach verschiedenen Einschätzungen bis zu 300 amerikanischen Biolaboren. Was darin entwickelt wird, weiß keiner.
Heutzutage gibt es viele Versionen, warum Russland seine spezielle Militäroperation in der Ukraine angefangen hat. Darunter auch die, die mit einem Geheimbericht verbunden ist, der Wladimir Putin vorgelegt wurde und sehr ausführlich und detailliert von den Möglichkeiten informierte, wie die Ukraine Todesviren oder sogar eine „schmutzige“ Atombombe gegen angrenzende Regionen der Russischen Föderation einsetzen könnte. Diesen Bericht oder sogar Auszüge daraus haben wir nicht, deswegen kommt es unmöglich vor, den argumentiert zu besprechen. Doch anzunehmen, dass die Ukraine kurz- oder mittelfristig Biowaffen gegen Russland einsetzen könnte, wäre ganz logisch. Es ist doch kein Geheimnis, dass nach dem Zerfall der Sowjetunion die USA eine Reihe der biologischen Institutionen des postsowjetischen Raums in Zentralasien (Usbekistan) und in Transkaukasien (Georgien) unter ihre Betreuung nahmen. Und die plötzliche Tuberkulose-Epidemie in Donezk im Sommer 2018 stellt auf schlechte Gedanken von Experimenten mit Viren an einfachen Menschen jenseits der Donbass-Front ein. In dem Zusammenhang könnte nur eine gründliche internationale Untersuchung, wie für Wuhan gewünschte, unter Einbeziehung tatsächlich unabhängiger neutraler internationaler Experten aus Drittstaaten für die internationale Öffentlichkeit ein Schlaglicht auf Bioexperimente der USA in der Ukraine werfen oder doch auf ihr Fehlen.
Ob sich aber die mutigen und unbestechlichen unter den Experten finden, die dazu bereit sind, ihren ganzen Ruf einer unvoreingenommenen Untersuchung zu opfern, und ob die Ukraine so eine Untersuchung ermöglicht – das sind die Fragen ohne eine Antwortperspektive.