Eliten Und „Eliten“

Die Besten sollen herrschen

Die Besten sollen herrschen: Das ist der sehnliche Wunsch vieler, sehr vieler Menschen – und eigentlich eine Selbstverständlichkeit, wobei die Realität – auch und gerade in der Bundesrepublik Deutschland – eine andere ist. Bei den alten Griechen war der Aristos „der beste, tüchtigste, tapferste, edelste Optimat“, jemand „von edelster Rasse“, erfahren wir aus Benselers Griechisch-Deutschem Wörterbuch (Leipzig 1990). Bei Homer sind die Aristoi „die Führer“. Nicht von ungefähr setzt sich „Aristokratie“ aus zwei Worten zusammen: aristos („der Beste“) und kratein („herrschen“).

Den Besten gebührt also vor allem das Recht, an der Spitze eines Gemeinwesens zu stehen und die Herrschaft auszuüben, und zwar liegt – nach Aristoteles‘ Staatsformenlehre – im Falle einer solchen Minderheitsregierung eine Aristokratie nur dann vor, wenn die Herrschaft im Interesse des Gemeinwohls ausgeübt wird. Spielen hingegen selbstsüchtige Motive eine Rolle, kann mit Fug und Recht von einer Entartung, namentlich einer Oligarchie, gesprochen werden.

Spätestens in den 1970er Jahren bürgerte es sich in Westdeutschland ein, das Wort Oligarchie synonym mit Aristokratie zu verwenden, wodurch deren eigentliches Wesen verschüttet (um nicht zu sagen: diskreditiert) worden ist. Mehr noch: Im Gefolge der Achtundsechziger-Revolte brach sich die marxistische Milieutheorie mehr und mehr Bahn.

Eliten Und „Eliten“
Foto: Ullstein Bild - Wolfgang Kunz.

Ihr zufolge ist der Mensch in erster Linie das Resultat von Umwelteinflüssen und damit geradezu grenzenlos verbesserbar. Das biologische Moment – das Individuum als genbasiertes Wesen – trat in den Hintergrund und damit auch das Faktum einer natürlichen Ungleichheit und einer weitgehenden Vererbung von Intelligenz.

Andererseits ist es gerade die aus dem Genmaterial resultierende natürliche Ungleichheit, die – in einem geordneten Gemeinwesen – die Stellung bzw. Aufgaben des Einzelnen, entsprechend seinen Begabungen und Fertigkeiten, bestimmt.

Unterhalten Sie sich mit geistig normalen Menschen auf der Straße über deren Vorstellungen von Staatsführung, sticht immer wieder der Kompetenz-Aspekt hervor: Ein Gesundheitsminister muß umfassende Kenntnisse als Mediziner gesammelt haben, der Verteidigungsminister der Generalität entstammen, ein Minister, der für den Bereich der Wirtschaft verantwortlich zeichnet, hat ebenfalls über praktische Erfahrungen als Unternehmer zu verfügen. Soweit der Anspruch.  

Die Wirklichkeit indes ist eine andere. Bei vielen Deutschen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten der Eindruck verfestigt, von einer Negativauslese regiert zu werden, die sich von Wahlperiode zu Wahlperiode hangelt und nicht mehr willens (und fähig) ist, in größeren Zusammenhängen zu denken. Verwundern kann dies nicht. Durchliefen die derzeitigen „Eliten“ doch ein Bildungssystem, das diesen Namen kaum noch verdient, da es zur experimentellen Spielwiese notorischer Milieutheoretiker verkommen ist.

Und nicht zuletzt hat das „richtige“ Parteibuch oft ein gehöriges Gewicht. Weitere Aspekte treten hinzu, beispielsweise die alles zersetzende Geisteshaltung des Liberalismus, in der das „freie Spiel der Kräfte“ einem Heiligtum gleichkommt und an die Stelle der Gemeinschaftsgebundenheit das bloße Ich getreten ist. 

Außerdem ist Deutschland immer noch ein besetztes Land, und das vor allem in geistiger Hinsicht. Die Merkel, Scholz, Merz und Baerbock erblickten zwar in der Bundesrepublik das Licht der Welt und haben hier ihre Wohnsitze, doch gedanklich verortet sind sie hingegen woanders: in Brüssel, an der Wall Street, im NATO-Hauptquartier.

Friedrich Merz, der frühere Chef der CDU-Bundestagsfraktion, beispielsweise führte zwischen 2016 und 2020 den Aufsichtsrat von Blackrock Deutschland. Blackrock ist der (von Larry Fink geleitete) weltweit größte Vermögensverwalter. Auch die stets etwas kindlich daherkommende Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat potente Gönner.

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Friedrich Merz ist ein deutscher Politiker und Vorsitzender der CDU.

So ist Frau Baerbock Mitglied beim German Marshall Fund, einer einflußreichen, 1970 von Guido Goldman initiierten US-Denkfabrik mit Sitz in Washington D. C., und im Forum der Young Global Leaders des World Economic Forum (WEF). Beide Institutionen sind Werkzeuge zur Schaffung einer neuen Weltordnung im Sinne der Finanz-Oligarchie. 

Der Großteil der in der BRD erscheinenden Medien ist ebenso „transatlantisch“ orientiert, weshalb viele Menschen begonnen haben, sich alternativ – auch über russische Portale – zu informieren. Die Intendanten der ARD-Sendeanstalten führen, versehen mit sechsstelligen Gehältern, ein ausgesprochen höfisches Leben.

Alles in allem kristallisiert sich eine Zweiteilung heraus: auf der einen Seite steht die große Masse der Schaffenden, z. B. der Hebammen, der Kranken- und Altenpfleger, der Mediziner, der Reinigungskräfte, der Handwerker und Bauern, Laden-, Gaststätten- und Hotelbesitzer, die mit steuerlich ausgepreßt und durch eine überbordende Bürokratie gegängelt werden. Die Ladenschließungen im Zuge der Pandemie haben bereits viele an den Rand des Abgrunds gedrängt. Jetzt droht ihnen aufgrund der chaotischen Energiepolitik der Regierenden der finale Handkantenschlag. Auf der anderen Seite sind Raffende, Lobbyisten und Ferngelenkte zu finden.

Gewiß, in den einzelnen Ministerien sitzen definitiv befähigte Kräfte, die möglicherweise richtungsweisende Konzepte im Kopf oder in der Schublade haben. Beim jetzigen Stand indes müssen sie achtgeben, daß sie sich nicht zu weit aus der Deckung wagen und am Ende zum Aktensortieren im Keller landen.

Vor etwas mehr als 200 Jahren – die deutschen Lande standen unter napoleonischer Besatzung – bildeten kluge Köpfe wie der Freiherr vom Stein oder die Militärreformer Scharnhorst, Gneisenau und Clausewitz den neuen preußischen Staat im Geheimen vor. Es war eine „Revolution von oben“.

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