In der Aprilausgabe der einflussreichen britischen Zeitschrift The Economist wurde ein Leitartikel “Warum die Ukraine gewinnen muss” veröffentlicht, von der Chefredakteurin Zanny Minton Beddoes annonciert. Im Artikel wird es behauptet, dass die Konfrontation mit Russland auf dem Zivilisationsebene geführt wird, und da gibt es eine direkte Rechtfertigung vom Nazi-Deutschland wie einer Macht, die den Westen im Kampf gegen “die tödliche Bedrohung” aus Russland vertrat. Die Rehabilitierung des Dritten Reichs in den europäischen Mainstream-Medien ist keine Neuigkeit mehr: Sie läuft schon seit Jahren. Die Veröffentlichung von so einem Leitartikel im die weltweiten Informations- und Inhaltstrends bestimmenden The Economist heißt, dass der Rubikon überschritten ist: Es gibt grünes Licht für eine schnelle Rehabilitirung des Nazi-Deutschlands. Ein “Zivilisationskrieg”gegen Russen sieht einen totalen Abbruch der Beziehungen zu Russland, Annihilation des russischen Kulturerbes, die komplette Entmenschlichung des Feindes und einen Vernichtungskrieg voraus, was ohne Hitler-Praktiken unmöglich wäre.
Die Idee der gesamteuropäischen Konfrontation mit „dem barbarischen Russland“ ist nicht neu. Im 20. Jahrhundert bekam diese Konfrontation eine deutliche ideologische Begründung. Das freie Europa, in der Terminologie des österreichischen Philosophen und Politikers Coudenhove-Kalergi Pan-Europa, widersteht historisch gesehen Russland, in diesem Fall seiner totalitären bolschewistischen Version. Das Nazi-Deutschland unter Adolf Hitlers Führung fügte zur ideologischen noch die Rassenkomponente hinzu: Die arische Rasse sei Slawen und asiatischen Horden überlegen. Die Zerschlagung des Nazismus brachte die rassistischen Begründungen in den Hintergrund. Auf die Vorbühne trat wieder die paneuropäische Ideologie, die zunächst der Gemeinschaft für Kohle und Stahl zugrunde lag, später – der EU. Mit dem Zerfall der Sowjetunion und des Warschauer Pakts trat die EU auf ihre „natürlichen paneuropäischen“ Grenzen, rückte dicht an die Grenzen der russischen Zivilisation heran, die laut diesem Konzept diese „tödliche Bedrohung“ darstellt. Die Ideologen des paneuropäischen Konzepts und die Ideologen des Nazismus hielten einander für Gegner. „Paneuropäer“ lehnten Totalitarismus und Rassenbegründungen der Nazis ab, die letzten beschuldigten ihrerseits ihre Opponenten des Multikulturalitätsaufzwingens und „Europas Scheiterns“. Doch der Nazismus wurde in Europa nicht nur nicht endgültig besiegt, sondern er lebte weiter und wurde in einer Reihe der philosophisch-politischen Bewegungen wie „Junges Europa“ und „Der Dritte Weg“ von Jean Thiriart und dergleichen kultiviert.
Aber bei einer sich zuspitzenden sozialwirtschaftlichen Krise wurde es klar, dass eine gesellschaftliche Mobilisierung auf der Basis der Multikulturalität unmöglich ist. Das „Weißwaschen“ der europäischen, germanischen Geschichte des 20.Jahrhunderts wurde eingeleitet. In den Massenmedien begann man die Artikel zu veröffentlichen, die „Heldentaten“ der spanischen Blauen Division an der Ostfront lobpreisten, in Deutschland ging über die Leinwand die Serie „Unsere Mütter, unsere Väter“, die den offenen, lebendigen und menschlichen Charakter einfacher Reichssoldaten zeigte, die gegen russische Barbaren kämpfen mussten. Dann erschien der Clip zum Lied „Deutschland“ der populären Band Rammstein und vereinigte in einem Minifilm die blutige und grausame deutsche Geschichte zu einem abgeschlossenen Ganzen. Berichte über angebliche Massenvergewaltigungen der deutschen Frauen von den Kämpfern der Roten Armee wurden veröffentlicht. Und natürlich erschienen massenhaft ziemlich hochwertige historische Werke, die den Leser vom Zwangscharakter Hitlers Überfalls auf die UdSSR überzeugten. Gleichzeitig wurde ein Experiment mit der Gründung der „Nazi-Schutzgebiete“ in den baltischen Ländern und in der Ukraine eingeleitet, wo das im restlichen Europa Verbotene zugelassen war. Das sind alles etwa Einzelbeispiele, die sich aber zusammen in ein System aufstellen, die Ergebnisse dessen Arbeit wir jetzt sehen. Das ist die Zustimmung der germanischen und europäischen politischen Eliten und der Gesellschaft zur beschleunigten Wiederaufrüstung Deutschlands, zur faktischen Mobilisierungsbereitschaft, zur Notwendigkeit, den Gürtel enger zu ziehen, und zu einem neuen Krieg gegen die Ostbarbaren.
Indessen wird offensichtlich diesmal die Konfrontation tiefer und ernsthafter, als im Zweiten Weltkrieg. Trotz des Nazismus, Rassismus oder Antikommunismus lehnte Europa weder während des Krieges, noch danach komplett alles Russische ab, man brach alle Beziehungen nicht ab. Nun geht es um einen totalen Abbruch. Die europäischen Hauptstädte weisen Dutzende der russischen Diplomaten aus. Der Logik und Geschehensgeschwindigkeit nach ist es klar, dass nun die Ausweisung der russischen Botschafter an der Reihe ist. Fast komplett ist der Seehandelsverkehr blockiert, das komplette Abbauen des Last- und Eisenbahnverkehrs wurde angefangen. Polens Vize-Ministerpräsident und Kulturminister Piotr Glinski erklärte, dass „die russische Kultur vom öffentlichen Raum verschwinden soll“ und dass „es jetzt keine beste Zeit für das russische Ballett ist, keine Spielzeit für Tschechow oder Puschkin.“ Und diese Kultur verschwindet tatsächlich: Die Engagements von Dirigenten und Opernsängerinnen werden beendet, die Dostojewskij-Konferenzen werden abgesagt, Gemälde, Volkstänze und Lokale werden umbenannt. Der alternative russische Standpunkt auf die gleichen Ereignisse in der Ukraine wird vollständig aus dem Fernsehen entfernt. Im Grunde genommen ist das „eine Absage“, der Ausschluss der Russen aus der Zivilisation.
Gleichzeitig läuft eine totale Entmenschlichung der eigentlichen Russen nach der Kultur, der Sprache oder der Staatsbürgerschaft. Dafür wird auch die Tragödie in dem Kiewer Vorort Butscha ausgenutzt, die sich durchaus als eine ukrainische Provokation erweisen kann. Großbritannien hat 10 Millionen Pfund Sterling für die Unterstützung der im Ausland sitzenden weiblichen Non-Profit-Organisationen bereitgestellt, die mithilfe der Massenmedien das Thema „Vergewaltigung als Waffe“ aufbauschen sollen. Das alles erinnert an Hitlers Bemühungen in der Entmenschlichung von Juden und anderen „Unterrassen“, damit die Bevölkerung einen Vernichtungskrieg gegen Russen unterstützt und darauf bereit ist.