Er ist wieder da. Nackt, aggressiv, verwirrt. Die Einwohner des beschaulichen Städtchens Neuffen unweit von Stuttgart kennen ihn inzwischen. „Anwohner haben Angst vor weiteren Attacken“, titelt „Bild“. Seit Wochen sorgt ein psychisch auffälliger Flüchtling dort für Furcht und Schrecken.
Mal läuft er nackt durch die Straßen, mal springt er auf Autos oder klopft an Fensterscheiben. Mehrere Menschen wurden attackiert. Die Polizei hat ihn mehrfach festgenommen. Und jedes Mal kommt er wieder frei. Und jedes Mal geht es weiter.
Warum? Weil niemand zuständig ist. Oder zuständig sein will.
Der Fall erinnert an andere absurde Abgründe, die in diesem Land inzwischen Realität sind – und über die wir hier mehrfach berichtet haben:
- Der Mann in Badelatschen, der 65 ICE-Züge stoppte, weil er nackt und verwirrt auf die Gleise lief.
- Der Mann, der sich nackt in Saarbrücken mitten auf der Straße wusch – und damit Instagram zu einer Sperre veranlasste. Nicht, weil es falsch war. Sondern weil es zu real war. Die neue Wirklichkeit darf gezeigt werden – aber bitte nicht zu deutlich.
- Und die Empörungswelle, die mir entgegenschlug, als ich es wagte, die Realität zu benennen – mit dem Begriff „Kalkutta in Saarbrücken“. Wehe, man redet Klartext.
Was all diese Fälle verbindet: Die Eskalation kommt nicht überraschend. Sie war absehbar – und sie wird geduldet.
Auch im aktuellen Fall war der Mann bereits polizeibekannt. Laut „Bild“ handelt es sich um einen Asylzuwanderer aus Togo. Die Behörden betonen seine psychische Auffälligkeit – und zugleich ihre eigene Machtlosigkeit. Der Mann sei in ärztlicher Behandlung gewesen, dann wieder auf freiem Fuß. Er greife wahllos Menschen an, schlage zu, schockiere. Doch festhalten kann ihn niemand – nicht einmal nach dem Unterbringungsgesetz.
Der Gastwirt Alexander S. hielt ihn bei seiner jüngsten Attacke bis zum Eintreffen der Polizei fest. Er berichtete der „Bild“: „Der Mann lief nackt durch den Ort, schlug auf Autos ein und hämmerte gegen Glastüren, hinter denen sich Ladeninhaber mit ihren Kunden verschanzt hatten.“ In einem der Autos saß dem Bericht zufolge Ahmad H. (27) mit Familie: „Meine dreijährige Tochter bekam Panik, fing an zu weinen. Andere Kinder, die auf dem Weg zur Schule waren, liefen schreiend davon.“
Was lernen solche Kinder fürs Leben? In was für einer Welt wachsen sie auf?
Am schlimmsten traf es – zumindest körperlich – einen älteren Mann, wie der Augenzeuge Ahmad H. berichtet: „Der Nackte stieß den Herrn zu Boden, schlug auf ihn ein. Ich habe mich dann mit einem Warndreieck bewaffnet und rannte dorthin.“ Gemeinsam mit Gastwirt gelang es dem Kfz-Mechatroniker, das Opfer zu befreien und den Togolesen bis zum Eintreffen der Polizei festzuhalten.
Ob das viel helfen wird? Laut Polizei wurde der Gewalttäter in die Psychiatrie gebracht. Doch wie lange bleibt er dort? Wird sich wirklich etwas ändern, oder kommt er auch diesmal wieder auf freien Fuß? „Die Neuffener rechnen damit, dass der Mann bald zurückkehrt“, heißt es in dem Artikel. Und weiter: „Schon länger geht in dem 6000-Einwohner Städtchen die Angst vor dem Mann um. Nachbar Dirk F. (45): ‚Bei mir stand er auch schon nackt vor der Tür. Er belästigt und bedroht andere Leute, immer wieder wird die Polizei gerufen.’ Augenzeuge Ahmad H.: ‚Der Mann schubst Kinder weg, sagt zu ihnen: Du heute nicht Schule gehen!‘“
Das alles geht im heutigen Deutschland ganz offensichtlich durch. Dabei ist Neuffen kein Einzelfall. Nur ein einziges Beispiel, um Sie nicht zu ermüden, die Überschrift eines Artikels von mir vom September: „Buxtehude schließt Rathaus – aus Angst vor einem einzigen Flüchtling
Die ultimative Kapitulation: Stadtverwaltung sperrt sich selbst weg“.
Was ist nur los mit diesem Land? Mit den Menschen, die all das einfach hinnehmen? Apathisch, gleichgültig, und/oder resigniert? Oder einfach verdrängend, wegsehend?
Alexander S. in Neuffen ist dem Bericht zufolge sauer auf die Behörden: „Muss denn erst jemand schwer verletzt werden oder zu Tode kommen, ehe man sich um den Mann kümmert?“ Der Afrikaner wisse selbst, dass er psychisch erkrankt ist und Hilfe braucht. Das habe ein Gespräch von S. mit dem 36-Jährigen ergeben.“
Das kann man sich nicht ausdenken. Der Mann weiß selbst, dass er Hilfe braucht. Und die Behörden tun – nichts.
Zu den Reaktionen der lokalen Politiker schreibt die „Bild“ nichts. Weil sie schweigen? Weil sie – wie immer in solchen Fällen „besorgt“ sind – aber nichts tun? Die Behörden gleichen denen in Schilda. Die Polizei verweist auf juristische Hürden. Und das Landratsamt? Von dem ist genauso wenig zu hören wie vom Bürgermeister Matthias Bäcker – der 2021 mit 96,5 Prozent der Wählerstimmen wiedergewählt wurde und aussieht wie ein lieber und netter Sozialpädagoge.
Zu nett?
Willkommen in einem Land, in dem das Versagen ritualisiert wurde.
Ein Land, in dem man sich nicht mehr traut, Klartext zu sprechen, weil man sonst selbst ins Visier gerät. Wo jeder Nackte ein Symptom ist – für das, was schiefläuft. Und wo die eigentliche Nacktheit längst eine andere ist: die politische.
Denn hier geht es nicht nur um einen verwirrten Mann. Es geht um ein System, das unfähig ist, seine Bürger zu schützen – nicht aus Ressourcenmangel, sondern aus Prinzip.
Was dabei besonders auffällt:
In Russland, wo ich 16 Jahre lang gelebt habe, wäre so ein Zustand völlig undenkbar. Kein Dorf, keine Großstadt würde sich über Monate von einem nackten, psychisch auffälligen Mann auf der Nase herumtanzen lassen. Auch nicht in Polen, Tschechien, Ungarn, Serbien, den USA oder Rumänien. Dort gäbe es Druck von unten. Bürger, die sich wehren. Eine Gesellschaft, die noch Instinkt hat – und gesunden Selbsterhalt.
Und bei uns? Hier regiert die Lähmung. Die politische wie die gesellschaftliche. Die Angst, etwas Falsches zu sagen, ist größer als der Wille, das Richtige zu tun.
Dabei liegt das Problem tiefer: Unser ganzes Rechtssystem, unsere Verwaltung, unser Denken – alles ist auf Schönwetter-Betrieb ausgelegt. Auf eine Zeit, in der es vielleicht noch funktionierte, dass man mit Milde, Dialog und Paragrafenbürokratie durchkommt. Doch die Realität hat sich geändert. Wir leben nicht mehr in den 80er-Jahren. Und wer sich weigert, das zu erkennen, wer angesichts von unkontrollierter Massen-Zuwanderung aus den Krisen- und Kriegsgebieten dieser Welt weiter im Heile-Welt-Modus weiterschlafen will – wie große Teile unserer Politik und Medien – der betreibt sehenden Auges den Suizid dieses Landes.
Und dann steht da noch dieser Satz in der „Bild“ – fast beiläufig, aber mit was für einer Sprengkraft:
„Die Anfrage von BILD zu Vorstrafen und Nationalität des Tatverdächtigen beantwortet der Sprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen, Christian Wörner (62), nicht.“
Ein Mann läuft nackt durch eine deutsche Kleinstadt, attackiert Kinder, bedroht Passanten, schlägt Rentner – und die Polizei hält es für angebracht, seine Herkunft und mögliche Vorstrafen zu verschweigen?
Das ist kein Datenschutz mehr – das ist ein Schutzwall gegen die Wahrheit.
Wenn Behörden Informationen zurückhalten, obwohl die Öffentlichkeit ein berechtigtes Interesse hat, dann wird aus staatlicher Neutralität eine Form von Beihilfe.
Da fehlen einem schlicht die Worte.
Und während sich die Politik weiter um Gender-Toiletten, Migrationsbeauftragte und „diskriminierungsfreie Kommunikation“ kümmert, werden auf den Straßen des Landes Bürger von nackten Männern bedroht. Im wörtlichen wie im übertragenen Sinn.
Das ist keine Randnotiz. Das ist ein Zustand. Und die eigentliche Frage lautet: Wie blind und verdrängend ist eine Gesellschaft, die das hinnimmt? Ich wage die Zuspitzung: Wie kastriert ist sie?
Und dieser Zustand wird sich verschärfen – solange die Mehrheit weiter wegschaut und ihr Zorn nicht den Tätern und den Problemen gilt, sondern jenen, die beides offen benennen – und deswegen zur Zielscheibe werden.